Kapitel 5

Kapitel 5 der Podcastreihe

Selbstregulation

Individuelle Unterschiede in der Selbstregulation


Der Begriff Selbstregulation ist als eine Art Sammelbeschreibung für diejenigen psychischen Prozesse zu verstehen, die unsere Emotionen, Kognitionen sowie Handlungen steuern. Selbstregulation stellt u. a. die Basis von Selbstkontrolle dar. Inwieweit die Selbstregulation mit motivationalen Prozessen in Verbindung steht, erfahren Sie in der aktuellen Folge.



Der Text zum Podcast

  • 1. Abschnitt

    Individuelle Unterschiede in der Selbstregulation


    Selbstregulation spielt im motivationalen Prozess eine wichtige Rolle. Sie beschreibt diejenigen bewussten und unbewussten psychischen Vorgänge, mit denen Menschen ihre Aufmerksamkeit, Emotionen, Impulse und Handlungen steuern. Ganz plakativ gesagt: Je höher mein Maß an Selbstregulation, desto eher kann ich in schwierigen oder konfliktreichen Situationen Herr meiner Sinne bleiben. Dabei kann man zusätzlich zwei Formen des Willens unterscheiden: Die weitgehend unbewusst und anstrengungsfrei ablaufende Selbstregulation im engeren Sinne und die bewusst gesteuerte und als anstrengend erlebte Selbstkontrolle.


    Dass sich Menschen gerade im Hinblick auf ihre Selbstregulation unterscheiden und diese Unterschiede auf die Fähigkeit zur Emotionsregulation zurückgehen, steht im Mittelpunkt verschiedener psychologischer Theorien.


  • 2. Abschnitt

    Nun stellt sich u. a. die Frage, wie kann die Umsetzung einer Absicht gelingen, wenn es zu dem ins Auge gefassten Ziel attraktivere Alternativen gibt, also mehr oder weniger entgegengesetzte Handlungstendenzen existieren. Nehmen Sie beispielsweise eine unklare und schwierige Aufgabe, die Sie auf der Arbeit erledigen sollen, anstatt einer Routineaufgabe, von der Sie bereits wissen, dass Sie diese erfolgreich abschließen können. Oder im privaten Kontext: Sie müssen für einen Vortrag lernen, anstatt das tolle Wetter zu nutzen und mit Freund*innen einen Kaffee trinken zu gehen. Das eine mag man zwar für vernünftig halten, das andere ist – in diesem Moment zumindest – aber angenehmer oder weniger anstrengend. Um derartige Handlungskonflikte zu lösen, kann es von Vorteil sein über sogenannte Handlungskontrollstrategien zu verfügen. 

  • 3. Abschnitt

    Was sind Handlungskontrollstrategien?

    Es werden unterschiedliche Handlungskontrollstrategien unterschieden. Hier exemplarisch drei Strategien mit jeweils einem Beispiel dahinter:


    Motivationskontrolle:

    An die schönen Seiten der Zielerreichung denken (z. B. Lob durch den Vorgesetzten)


    Emotionskontrolle:

    Sich nach einem Misserfolg durch eine angenehme Aktivität emotional wieder aufrappeln


    Umweltkontrolle:

    Das Handy ausschalten, um beim Lernen nicht gestört zu werden



    Die verschiedenen Handlungskontrollstrategien können aktiv, also bewusst eingesetzt werden, oder aber passiv, quasi automatisch wirksam werden. Wie gut dies jeweils gelingt, hängt vom aktuellen Kontrollzustand der Person ab. Dieser hängt wiederum von situativen Merkmalen, aber auch von der persönlichen Disposition ab.


    Um dies genauer zu illustrieren hier zunächst ein Beispiel: Sie erhalten das Ergebnis Ihrer Abschlussprüfung und diese fällt schlechter aus als gedacht. Neigen Sie nun eher dazu, zu dem Schluss zu kommen, die Aufgaben seien beispielsweise zu schwierig gewesen oder schließen Sie direkt auf Ihre Fähigkeiten („Ich bin einfach zu blöd“/“Ich hätte mich besser konzentrieren müssen“)? Vielleicht konnten Sie das gerade schon für sich im Kopf beantworten? 


    Das Ganze funktioniert auch umgekehrt: Stellen Sie sich vor, Sie hätten Ihre Abschlussprüfung zurückerhalten und Sie seien mit Abstand Jahrgangsbeste*r geworden. Führen Sie dieses Ereignis dann darauf zurück, dass Sie viel gelernt haben oder einfach gut sind oder würden Sie eher argumentieren, dass dieses Ergebnis ein Glücksfall war bzw. die gestellten Aufgaben besonders leicht?


  • 4. Abschnitt

    Auf welche Weise Sie im Nachhinein Rückschlüsse auf Ihre erbrachte Leistung vollzogen haben, kann eine Erklärung dafür sein, wie Sie in anderen Situationen beispielsweise mit Lob oder der Erledigung von anderen Aufgaben umgehen. In der Psychologie sprechen wir von der sogenannten Attribution. Hierbei wird danach unterschieden, ob es eine stabile bzw. globale Attribution ist oder ob der Rückschluss variabel, also situationsabhängig ist. Internal steht dafür, Ereignisse auf die eigene Person zurückzuführen; external, wenn man davon ausgeht, dass das Ereignis von äußeren Faktoren abhängt.

  • 5. Abschnitt

    Was hat das jetzt mit der Selbstregulation zu tun?


    Wie man sich vielleicht vorstellen kann, geht ein bestimmter Attributionsstil häufig auch mit bestimmten Affekten einher. Diese können in der Folge dann motivationsdienlich, also besonders energetisierend sein oder aber uns in unserem Denken und Handeln eher lähmen (bspw. grübeln). Grob lassen sich vier Stile unterscheiden, je nachdem auf welche Faktoren ein Erfolg oder aber ein Misserfolg zugeschrieben wird. Eine hohe Motivation lässt sich meistens dann entwickeln, wenn Erfolge häufig internal, also auf die eigenen Fähigkeiten, und Misserfolge zumeist external, also auf äußere Gegebenheiten attribuiert werden. „Zumeist“, weil ganz objektiv betrachtet ein Erfolg natürlich auch Glück sein kann, bzw. wir bei einem Misserfolg vielleicht wirklich ein wenig zu nachlässig beim Lernen waren.


    Sie merken also, wichtig ist eine situationsabhängige Attribution, in der mich ein Misserfolg zwar frustrieren darf, aber mich nicht meine eigene Person in Frage stellen lässt. Langfristig gesehen kann ich mich nur dann angemessen selbstregulieren, wenn eine ausgewogene Balance an positiven und negativen Emotionen besteht und ich nicht zu sehr auf der einen oder anderen Seite verharre.


  • Literaturhinweise

    Brandstätter, V., Schüler, J., Puca, R. M., & Lozo, L. (2018). Motivation und Emotion. Berlin, Heidelberg: Springer.


    Gerrig, R. J., & Zimbardo, P. G. (2008). Psychologie. München: Pearson Deutschland GmbH.


  • Quellenverzeichnis
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