Kapitel 3

Kapitel 3 der Podcastreihe

Ziele

Motivation zur Realisierung eigener Ziele


Ziele bestimmen maßgeblich unser Denken und Handeln, geben uns einen Sinn und wirken meist energetisierend. Doch für manche Ziele braucht man einen ganz schön langen Atem und für andere findet man von vornherein schon gar keine Motivation. Warum das so ist und wie ich mich meinen Zielen vielleicht erfolgreicher nähern kann, wird in der aktuellen Folge thematisiert.


Der Text zum Podcast

  • 1. Abschnitt

    Motivation zur Realisierung eigener Ziele



    Ziele – unter diesem Begriff kann sich wohl jeder etwas vorstellen. Häufig auch synonym verwendet mit Begriffen wie Anliegen oder Absichten, bezieht sich der Begriff auf wünschenswerte Zustände, die in der Zukunft erreicht werden sollen. Ziele steuern maßgeblich unser Verhalten, dahingehend was wir zukünftig zu erreichen oder zu verhindern versuchen. Sie strukturieren unser Leben, beschäftigen unsere Gedanken und geben damit letztlich den Ausschlag für Wohlbefinden oder Unbehagen.


    Entsprechend vielfältige Bereiche ergeben sich, auf die man einen Blick werfen kann, wenn man über die Realisierung eigener Ziele spricht: Welche konkreten Zusammenhänge bestehen zwischen unseren Zielen und unserem Befinden und Verhalten? Welche Zielmerkmale fördern Leistung und Wohlbefinden? Wie gelingt es mir, mich an vorgenommene Ziele zu halten und diese nicht frühzeitig zu verwerfen? Wie ist es zu erklären, dass manchmal unser „Wille versagt“ und wir eine leicht umsetzbare Absicht aufschieben, einen guten Vorsatz angesichts einer Verlockung fallen lassen oder im Gegenteil uns an ein unerreichbares Ziel klammern?


    Aber was genau ist eigentlich ein Ziel?


  • 2. Abschnitt

    Ziele lassen sich zunächst einmal als kognitive Repräsentationen erwünschter Zustände definieren. Kognitiv meint alles, was das Wahrnehmen, Denken und Erkennen betrifft. Ziele unterscheiden sich von Wünschen durch die Verbindlichkeit, die sie für die Person haben.


    Während man bei Wünschen noch mit positiver Stimmung in Fantasien und Tagträumen schwelgt, „wie schön es doch wäre, wenn …“, sind „Ziele mit einem definitiven Handlungsentschluss, d. h. mit der Absicht (Intention) verbunden, den angestrebten Zielzustand aktiv herbeiführen zu wollen“ (Bargh et al., 2010).


  • 3. Abschnitt

    Aus der neuropsychologischen Forschung wissen wir, dass sich Ziele im Gedächtnis in einem besonderen Aktivierungszustand befinden. Sie bestimmen also immer in unserem aktuellen Tun und Lassen mit.


    Ganz allgemein gesprochen unterscheiden sich Menschen darin, ob sie in Leistungssituationen insbesondere Neues dazulernen wollen – das nennt sich Lernziel – oder ob es ihnen um die gezeigte Leistungsfähigkeit geht – das sogenannte „Performanzziel“. Diese beiden Arten von Zielen führen, neben Personenmerkmalen, zu unterschiedlichen Reaktionen auf Misserfolg. 


    So wird bei einem Lernziel Misserfolg in einer Aufgabe als nützliche Information betrachtet, um dazu zu lernen - während es bei Performanzzielen maßgeblich um die Erhaltung eines positiven Selbstbildes geht. Scheitern wir also bei so einer Art von Ziel, führt Misserfolg häufig zu Resignation. Beide Zielarten kommen bei jedem von uns vor. Es kann daher vor Inangriffnahme eines Zieles sinnvoll sein, sich zunächst die Gründe für sein Handeln zu vergegenwärtigen, und ein eigentliches Performanzziel auch immer zu einem geringen Anteil als Lernziel zu sehen.


  • 4. Abschnitt

    Genügt es denn dann eigentlich, irgendwelche Ziele zu haben, um sich wohl zu fühlen oder sind manche Ziele für ein hohes Maß an Wohlbefinden wichtiger als andere? Auf welche Weise führen Ziele zu Wohlbefinden? 


    Generell gehen wir davon aus, dass Wohlbefinden immer dann resultiert, wenn die Person Fortschritte bei der Verfolgung ihrer Ziele macht. Das Handeln wird stets daraufhin überprüft, ob und in welchem Tempo sich der aktuelle Ist-Zustand (z. B. momentaner Kenntnisstand der zu lernenden Fachbegriffe) dem angestrebten Soll-Zustand (z. B. voll umfänglicher Kenntnisstand aller Fachbegriffe), annähert. 


    Um bei der Zielverfolgung nicht allzu schnell aufzugeben, kann es hilfreich sein, sich in gegebenen Abständen, immer wieder bewusst zu machen, was man schon geschafft hat. Dabei zählen auch schon Kleinigkeiten, wie den Arbeitsplatz zu organisieren, bevor man mit der eigentlichen Aufgabe anfängt. Stellt man schon zu Beginn zu große Anforderungen an sich selbst, kann dies schnell demotivierend wirken und das eigene Selbstbild negativ beeinflussen („Ich kriege eh nichts auf die Reihe“).


  • 5. Abschnitt

    Um ein Ziel dann im Anschluss optimal umsetzen zu können, muss eine Aufgabe bestenfalls ein Schwierigkeitsniveau besitzen, das zur jeweiligen Person passt. Um dies zu bestimmen erfordert es allerdings Erfahrung im Hinblick auf die Aufgabenanforderungen, die zur Verfügung stehenden Ressourcen sowie die Fähigkeiten und Fertigkeiten der einzelnen Person. Dies ist etwas, das man trainieren kann!


  • Literaturhinweise

    Brandstätter, V., Schüler, J., Puca, R. M., & Lozo, L. (2018). Motivation und Emotion. Berlin, Heidelberg: Springer.


    Bargh, J. A., & Morsella, E. (2010). Then a miracle occurs: Focusing on behavior in social psychological theory and research. In Unconscious behavioral guidance systems (pp. 89-118). New York: Oxford University Press, Inc.


    Goschke, T., & Kuhl, J. (1993). Representation of intentions: Persisting activation in memory. Journal of Experimental Psychology: Learning, memory, and cognition, 19(5), 1211-1226. American Psychological Association.


    Brunstein, J. C. (1993). Personal goals and subjective well-being: A longitudinal study. Journal of personality and social psychology, 65(5), 1061-1070. American Psychological Association.



  • Quellenverzeichnis
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